Im Oktober 2024 sorgte kurz vor dem Closing auf Mallorca ein neu aufgetauchtes Trikot der illegalen Straßenverkäufer für einen handfesten Skandal. Auch wir trauten unseren Augen kaum, als neben den DFB-Stars Füllkrug, Musiala und Co. plötzlich auch der fiktive Spielername „Führer“ auftauchte. In Kombination mit der Rückennummer 44, die von der Schriftart sehr stark an die SS-Runen der „Schutzstaffel“ erinnern, liegt die Assoziation zum Nationalsozialismus nah.
Wir haben deshalb den Selbstversuch gewagt und uns als potenzielle Käufer ausgegeben. Dabei kamen erschreckende Bekenntnisse der Helmuts, wie sich die Straßenverkäufer selbst nennen, sowie echter Käufer ans Licht. Außerdem wollten wir von den Urlaubern wissen, was sie von dem „Nazi“-Trikot halten – nur ein schlechter Witz oder absolutes No-Go?
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Straßenverkäufer auf Mallorca: „Viele Deutsche kaufen das“
Wer nach dem umstrittenen Deutschland-Trikot sucht, wird bei den Straßenverkäufern auf der Schinkenstraße fündig. Zwischen Bamboleo und Bierkönig liegen auf der Straße verteilt einige der verbotenen pink-lila Sport-Jerseys mit der Nummer 44. Einer der Helmuts trägt das „Führer“-Trikot sogar selbst am Leib, als wir verdeckt am Ballermann unterwegs sind. Zwar teilweise mit dem Druckfehler „Füherr“, doch die umstrittene Nummer am Rücken lässt keinen Zweifel.
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Auf das Skandal-Trikot angesprochen, erklärt der Helmut: „Es ist kein Problem, das Trikot hier zu tragen. In Deutschland weiß ich nicht.“ Ein weiterer Straßenverkäufer geht noch mehr ins Detail. Auf die Frage, ob er sich dessen bewusst ist, was er da verkauft, antwortet er mit einem ganz klaren „Ja, weiß ich.“ Aber wie er immer wieder auf der Schinkenstraße feststellt: „Viele Leute kaufen das.“ Gerade viele Deutsche sollen bei dem „Führer“-Trikot mit der 44 immer wieder zuschlagen, trotz der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands. Angst davor, auf der Schinkenstraße Ärger zu bekommen, weil sie das in Deutschland verbotene Trikot verkaufen, haben die Helmuts nicht.
Einen Mann erwischen wir sogar live in flagranti dabei, wie er gleich fünf 44er-Trikots kauft. „Das (Trikot mit der 44, Anm. d. Red.) darfst du nicht kaufen. Das ist rechtsradikal.“ Auf die Frage, ob er das Trikot aufgrund einer rechten Gesinnung gekauft hat, begründet er seine Kaufentscheidung damit, „weil es sonst keiner hat“. Außerdem: „Weil wir gerade besoffen sind.“ Trotz Verbot wolle er es sogar „zu Hause tragen“ und will zur Untermalung seiner Aussage auch uns gleich ein Exemplar kaufen.
Auch ein Pärchen hat beim umstrittenen Deutschland-Trikot zugeschlagen. Auf die Frage, was seine Kaufintention war, fällt die Antwort ähnlich aus: „Weil es einmalig ist.“ Es auch wirklich zu tragen, hätten der junge Mann und seine Freundin aber nicht vor.
Urlauber zeigen sich schockiert
Kaum einer zeigt sich am Ballermann wirklich so ungeniert, das Trikot auch tatsächlich zu tragen, auch wenn wir einzelne Ausnahmen beobachten konnten. Als wir andere Urlauber auf der Schinkenstraße generell auf die „Führer“-Trikots ansprechen, sind die Reaktionen zum Teil sehr unterschiedlich. Jens ist mit seinen beiden Kumpels Jesus und Fernando, die gebürtige Spanier sind, unterwegs. Als er einen Helmut sieht, der das „Führer“-Trikot selbst trägt, muss er im ersten Moment lachen.
„Wer soll denn der Führer sein?“, fragt er zunächst. „Damit kann doch nicht Hitler gemeint sein?! Der Gedanke kam mir zwar, aber ich konnte nicht glauben, dass Helmut mit so einem Shirt rumläuft – das passt doch nicht.“ Die schwere Kost muss er erstmal verkraften. „Ich denke, dass das für die ein Spaß ist. Für den Ballermann mag es vielleicht gehen, aber woanders nicht“, so seine Einschätzung.
Riccarda findet dagegen noch deutlichere Worte: „Das geht gar nicht. Egal, ob wir in Spanien oder Deutschland oder wo auch immer sind.“ Eine ähnliche Meinung hat auch Jan: „Sowas muss absolut nicht sein. Ich finde hier ist eine tolle Community – auch mit den Helmuts, solange man zu ihnen fair ist, dann sind die auch super nett. Solange das so bleibt, hat sowas hier nicht hinzugehören.“
Ob Spaß oder Verkaufsstrategie, die Symbolik ist anders als in Deutschland zumindest nicht verboten. Strafbar ist dagegen jedoch sowohl der Verkauf als auch der Kauf der gefälschten Waren – seien es Trikots oder andere Artikel wie Brillen und Handtaschen.