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„Unter Deutschen“: Ausgerechnet! Darum buhlt AfD um Stimmen von Deutsch-Türken

Vor der Bundestagswahl buhlt die AfD ausgerechnet um Stimmen von Deutsch-Türken. „Unter Deutschen“ klärt auf, was dahinter steckt!

Unter Deutschen
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Unter Deutschen: DARUM wirbt AfD um Deutschtürken

Chefreporter Metin Gülmen erälutert, wie die AfD auf Stimmenfang bei Deutschtürken geht und warum manche von ihnen die Partei wählen würden.

Die Bundestagswahl steht an, und Zehntausende Deutsch-Türken sind aufgerufen, zu wählen. Tatsächlich gibt es unter den Türken in Deutschland einige, die die rechts-konservative AfD wählen würden. Auch die Partei selbst umwirbt gezielt Deutsch-Türken.

Bis heute bilden Türkeistämmige nach wie vor die größte Gruppe der Migrantenherkunft. Laut Statistischem Bundesamt lebten 2019 rund 4,3 Millionen von ihnen hier, etwa 2,8 Millionen mit einem deutschen Pass. Warum aber spricht die AfD ausgerechnet Deutsch-Türken an? „Unter Deutschen“ zählt mehrere Gründe auf, die Wahlforscher nennen!

„Unter Deutschen“: AfD buhlt ausgerechnet um Deutsch-Türken

Der erste Grund würde in der türkischen Einwanderungsgeschichte liegen. Viele türkischstämmige Wähler, deren Großeltern nach Deutschland eingewandert sind, fühlen sich hier längst zugehörig. Der Politologe Stefan Marschall von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf glaubt, dass Menschen mit Migrationshintergrund häufig skeptischer gegenüber neuer Migration sind. Sie wollen nicht benachteiligt werden, fürchten, dass auch sie darunter leiden, wenn noch mehr Migration stattfände.

Der zweite Grund liege im Zuspruch bei bestimmten Themenfeldern. Laut Experte Marschall gebe es Themenfelder bei der AfD, die für bestimmte Migrantengruppen wie den Deutsch-Türken interessant sein können. So fände die AfD bei der Familienpolitik, bei der Genderkritik oder bei bestimmten Wertvorstellungen wie Homophobie oder patriarchalen Strukturen, Zuspruch. In der türkischen Community gebe es zudem viele Nationalisten, die offen mit der AfD sympathisieren. Sie seien empfänglich für nationalistische Gefühle, glaubt der Duisburger Sozialpädagoge Burak Yilmaz.

Experten über mögliche Gründe

Auch die wirtschaftliche Situation spiele eine große Rolle, wenn es um die AfD-Wahl gehe. Pädagoge Yilmaz glaubt, dass die Sympathie auch mit Armut zu tun habe. „Arme Menschen sind frustriert, frustrierte Menschen sind wütend. Dann braucht man jemanden, der auf den Tisch haut“, sagt der Duisburger. Viele Türken, die in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen, mussten sich über Jahrzehnte mühevoll ihre Existenz aufbauen. Einige sind wütend darüber, dass neue Migranten vom Staat schnell und großzügig unterstützt würden. Das will die AfD für sich nutzen.


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Ein weiterer Grund ist die Enttäuschung unter Deutsch-Türken über zuvor gewählte Parteien. Das sind überwiegend Parteien aus dem linken Spektrum, wie die SPD, die Grünen oder eben die Linke. Ein nicht zu unterschätzendes Motiv dafür, dass Deutsch-Türken die AfD wählen könnten, ist ihre Ablehnung von Islamismus.

Laut Can Dündar, türkischer Star-Journalist, der im deutschen Exil lebt, sind viele Deutsch-Türken säkular eingestellt. Sie seien zwar gläubig und beten in Moscheen – gleichzeitig würden sie aber den politischen Islam und die Scharia ablehnen. Das liege am Selbstverständnis der Türkei, welches Staatsgründer Atatürk legte. Die AfD wisse das und suche deshalb gezielt Unterstützung bei säkularen Deutsch-Türken in Sachen Islamkritik.

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