Kurz nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen sorgt CDU-Chef Friedrich Merz bereits für mächtig Zoff in der Union. Nicht nur durch seine Ziele für die kommende Legislaturperiode.
Sondern auch durch die Aufstellung seines Kabinetts. Mit der Auswahl seiner Ministerinnen und Minister hat Merz den Arbeitnehmerflügel der Partei, die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA), regelrecht vor den Kopf gestoßen.
Friedrich Merz brüskiert Arbeitnehmerflügel der CDU
Dennis Radtke, Chef der CDA und EU-Abgeordneter, schlägt Alarm. „Eine Bundesregierung ohne Beteiligung der CDA kannte ich bisher nur aus Zeiten, in denen die CDU in der Opposition war“. Das sagte der Christdemokrat der Süddeutschen Zeitung am Montag – und weiter: „Ich finde es befremdlich und falsch, dass kein Vertreter der christlich-sozialen Wurzel unserer Partei Teil des Kabinetts ist – das hat es von Adenauer bis Merkel nie gegeben.“
Mehr dazu erfährst Du hier: ++Merz verliert die Kontrolle! CDU-Mitglieder werfen das Handtuch++
Weiter rechnet Radtke mit der Parteispitze ab. Die CDU sei bei der Wahl nicht etwa gescheitert, weil sie zu wenig konservativ war – sondern weil sie sich zu einseitig aufgestellt habe. Die fehlende Breite bei Inhalten und Köpfen habe letztlich mit zu einem Wahlergebnis geführt, das weit unter unseren Erwartungen und Möglichkeiten war.
„Die Defizite beim sozialen Profil begleiten uns seit vielen Jahren und sorgen mit dafür, dass die öffentliche Wahrnehmung der CDU an vielen Stellen kaltherzig und unsozial ist, obwohl der Sozialstaat in seiner heutigen Gestalt von Christdemokraten geprägt wurde“, klagt Radtke.
Zu diesem Thema spannend: ++Merz‘ Asyl-Plan geht nach hinten los – wenn Verbrecher an „Grenzen herumirren“++
Radtke spart nicht mit Kritik – und erinnert an erfolgreiche Zeiten unter Kohl. „Um Volkspartei zu bleiben, reicht es nicht aus, bloß den Anspruch zu formulieren – er muss auch mit Leben gefüllt werden.“
„Wer von Wahlergebnissen wie unter Helmut Kohl träumt“
Wer von Wahlergebnissen wie unter Helmut Kohl träume, müsse auch die Breite zulassen, die unter Helmut Kohl das große Plus der Union war, so der CDU-Europaabgeordnete. „Eine Transformation der CDU hin zu einer rein bürgerlich-konservativen Partei führt unweigerlich dazu, dass selbst Ergebnisse von 30 plus x zur Illusion werden.“
Der CDA-Chef findet es „unverständlich“, wie die CDU mit der Situation umgeht. Er warnt vor gefährlichen Fehleinschätzungen: „Dass man statt einer Auseinandersetzung mit der Diagnose einfach die Dosis erhöht und so weitermacht“. Die AfD in den Arbeiterquartieren bekämpfen und das Vertrauen der kleinen Leute zurückgewinnen werde man nicht, indem man den Arbeitnehmer-Flügel außen vor lasse, erklärt Radtke der Süddeutschen Zeitung.
Dass Karl-Josef Laumann, nordrhein-westfälischer Arbeitsminister und Ex-CDA-Chef, nicht Bundesgesundheitsminister wurde, obwohl es Spekulationen gab, schlägt bei der CDA hohe Wellen. Stattdessen soll das Amt nun die Bundestagsabgeordnete Nina Warken übernehmen.
Mehr News:
Generalsekräter Carsten Linnemann sagt dem WDR dazu, es gehe um Qualität, „nicht darum, wer wo herkommt“.