Seit 2017 kommt es in Deutschland vereinzelt zu Medikamenten-Engpässen. Von 2017 bis 2019 hatte sich die Zahl gemeldeter Engpässe fast verdoppelt. Besonders betroffen sind Arzneimittel für Kinder. 2022 fehlten in vielen Apotheken Fiebersäfte, Ibuprofen, Paracetamol und sogar Penicillin. Doch woher kommen die Lieferengpässe? Und was können die Krankenkassen dagegen tun?
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Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit: „Lieferengpässe können allgemein ganz unterschiedliche Ursachen haben. Häufig sind Produktionsprobleme der Auslöser für einen Lieferengpass, zum Beispiel, wenn Herstellungsprozesse aufgrund von Qualitätsproblemen umgestellt werden, Ware nicht freigegeben werden kann oder wegen einer gestiegenen Nachfrage die Kapazitäten erhöht werden müssen.“
Krankenkassen reagieren auf Medikamenten-Engpässe
„Vor allem, wenn beispielsweise für einen Wirkstoff oder ein Zwischenprodukt nur wenige Hersteller vorhanden sind, besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich ein Lieferengpass zu einem Versorgungsengpass entwickeln kann.“ Das war beispielsweise in den Herbst- und Wintermonaten bei Medikamenten für Kinder eine große Sorge.
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Ein Sprecher des Krankenkassen-Verbands erklärte weiter: „Es müssen Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen getroffen werden, um Engpässe einzudämmen und sie im Sinne der Versorgung der Patientinnen und Patienten besser zu managen. Hier ist auch der Staat selbst gefragt und muss eine aktivere Rolle einnehmen, weil das Thema insbesondere auch eine wirtschaftspolitische Dimension hat.“
Eine Maßnahme ist das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz. Darin wurde unter anderem die Einrichtung eines Frühwarnsystems beschlossen. Doch auch über eineinhalb Jahre nach Abschluss des Gesetzes im Deutschen Bundestag müssen die Krankenkassen noch auf den Start des Frühwarnsystems warten.
Der GKV erklärt: „Damit fehlt eine zentrale Komponente, um frühzeitig Engpässe erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Denn Liefer- und Versorgungsprobleme bei Arzneimitteln haben vielfältige, meist globale Ursachen. Wir brauchen ein permanentes, anlassloses Monitoring aller Arzneimittel auf allen Handelsstufen, um Lieferengpässe möglichst im Voraus, also vorbeugend, abzufedern und bestenfalls zu verhindern.“
Es sei unabdingbar, auf allen Handelsstufen und tagesaktuell größere Transparenz über die Nichtverfügbarkeit von Arzneimitteln zu schaffen. „Dies würde es insbesondere erlauben, frühzeitig drohende Versorgungsengpässe zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu treffen, um diese abzuwenden“, so der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen.
Ein weiterer Ansatz: „Bei den letzten Haushaltsplanungen waren zudem Mittel angedacht, um die Produktion von Arzneimitteln in Deutschland zu stärken. Ein Ansatz, den beispielsweise Frankreich bereits seit dem vergangenen Jahr aktiv umsetzt. Fragen der Standortförderung und der Absicherung der Bürgerinnen und Bürger gegenüber globalen Abhängigkeiten sind Aufgabe des Staates.“ Der Ansatz sollte von der kommenden Regierung daher weiterverfolgt werden, finden die Krankenkassen.
Bedrohlich für die Gesundheit? Das steckt hinter der Arzneimittelkrise
Der GKV-Spitzenverband betonte jedoch: „Die reguläre Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland funktioniert.“ Es bestehe in Deutschland keine Versorgungsknappheit von Arzneimitteln. „Wichtig hierbei ist zu betonen: Ein Lieferengpass ist nicht gleichbedeutend mit einem Versorgungsengpass. Denn trotz eines Lieferengpasses können die Patienten in Deutschland mit therapiegerechten Arzneimitteln versorgt werden. Es stehen meist wirkstoffgleiche Arzneimittel oder therapeutische Alternativen zur Verfügung.“
Auch das BfArM teilt mit: „Zuletzt ist die Anzahl der Lieferengpassmeldungen gesunken: 2024 wurden 12 Prozent weniger Lieferengpässe gemeldet als im Jahr 2023.“ Weiter heißt es: „So stellte sich beispielsweise die Versorgung mit Kinder-Antibiotika in der gerade vergangenen Herbst-/Wintersaison wesentlich entspannter dar.“
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„Auch die Verfügbarkeit von Kinderarzneimitteln allgemein hat sich beim Großhandel im Vergleich zum Vorjahr spürbar verbessert.“ Von etwa 100.000 in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln bestehe aktuell bei rund 500 Arzneimitteln ein Lieferengpass. Das sind also gerade mal 0,5 Prozent der Medikamente.