Der Sturz des Assad-Regimes löste global Jubelstürme aus. Über ein halbes Jahrhundert litten die Syrer und Syrerinnen unter der Herrschaft der Assad-Familie, auch vor Gewalt am eigenen Volk schreckte Diktator Baschar al-Assad nicht zurück. In der Nacht auf Sonntag (8. Dezember) erklärte die syrische Armee Assads Herrschaft für beendet. Doch die Vita des HTS-Anführers Abu Mohammad al-Jolani liest sich keinesfalls leichter.
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Auch hierzulande feiern tausende syrische Flüchtlinge den Sturz des Assad-Regimes. Knapp 14 Millionen Syrer mussten vor der Schreckensherrschaft fliehen, nun scheint der Bürgerkrieg ein Ende gefunden zu haben. Die Rebellenorganisation HTS (Hayat Tahrir al-Sham) zerschlug das diktatorische Netzwerk und schaffte es binnen kürzester Zeit, das komplette Regime in Syrien zu stürzen.
Syrien: Europa sollte nicht „zuschauen“
Bei der HTS handelt es sich um einen Zusammenschluss von mehreren islamistischen Milizen, die von der EU als Terrororganisation eingestuft wird. Ihr Anführer, Abu Mohammad al-Jolani, wird aktuell als der „Befreier von Syrien“ gefeiert – dabei ist auch er alles andere als ein lupenreiner Demokrat.
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Die HTS entsprang einst aus der terroristischen Al-Qaida-Organisation, für welche Jolani lange Zeit agierte. Er soll unter anderem die Terroranschläge vom 11. September unterstützt haben. Jolani landete auf der Fahndungsliste der Vereinigten Staaten von Amerika und galt als einer der meistgesuchten Terroristen. Im Mai 2017 lockte die US-Botschaft sogar mit einer Prämie von bis zu zehn Millionen Dollar, sollte jemand sachdienliche Hinweise liefern, die zu seiner Festnahme führen würden.
Knapp siebeneinhalb Jahre später wird der Milizenführer als neuer politischer Kopf Syriens ins Spiel gebracht. Auch Al-Qaida hat Jolani zum Sieg gratuliert. Für Experten stellt die Verharmlosung seiner Person sowie der HTS ein großes Risiko dar.
„Bloß weil sie Assad bekämpft haben, sind die neuen Machthaber keine liberalen Demokraten. Und niemand weiß, ob es ihnen gelingen kann, das Land unter ihre Kontrolle zu bringen und einen erneuten Bürgerkrieg zu vermeiden. (…) Was sich heute in Syrien abspielt, ist deshalb sowohl Ende als auch Anfang. Es ist das Ende einer zynischen und brutalen Schreckensherrschaft, aber möglicherweise eben auch Beginn einer neuen Periode von Instabilität und Konflikt. Ich hoffe sehr, dass ich falsch liege.“
Terrorismus-Experte Peter R. Neumann auf X
Man dürfe Syrien keinesfalls sich selbst beziehungsweise den „Islamisten“ überlassen, so Neumann. „Niemand erwartet von Europa eine massive Intervention. Das wäre auch gar nicht hilfreich. Aber mehr als nur Zuschauer sollten wir schon sein. Denn das, was da aktuell in Syrien passiert, betrifft früher oder später wahrscheinlich auch uns“, so sein Appell.