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Airbus-Pilot packt über Ufos aus: „Wir sehen andauernd merkwürdige Dinge“

Was ist dran am Ufo-Phänomen? In einer dreiteiligen Artikelserie sprechen wir mit dem Forscher Daniel Gerritzen. Hier geht es zu Teil 1.

Piloten berichten über Ufo-Sichtungen.
© IMAGO / IlluPics, IMAGO / Pond5 Images (Fotomontage)

Pentagon veröffentlicht drei Ufo-Videos

Was könnte das nur gewesen sein? Das US-Verteidigungsministerium hat drei von Marinepiloten aufgenommene Videos herausgegeben, die unbekannte Flugobjekte zeigen. taken by US Navy pilots and officially released by the Pentagon

Ufos, unbekannte Flugobjekte – bei diesem Wort verdrehen viele die Augen oder lächeln spöttisch. Sofort kommen Bilder in den Kopf, die wir alle damit verbinden. E.T. und Alf, FBI-Agent Mulder und fliegende Untertassen. Doch dokumentierte Ufo-Sichtungen reichen zurück bis in die Antike und stellen nach kürzlich veröffentlichten Akten ganz offiziell sogar das US-Pentagon vor ein Rätsel.

+++ Auch spannend: Bundeswehr nimmt Stellung zu Ufo-Sichtungen – Aliens auch über Deutschland? +++

Im Jahr 2017 kam es zum Paukenschlag: Die „New York Times“ enthüllte, dass das Pentagon geheime Forschungen über Ufos betreibt. Es wurden Sichtungen durch Kampfpiloten dokumentiert. Mehr noch: Es existieren sogar Videos von Begegnungen mit Ufos! In seltener Eintracht verlangen Politiker von Demokraten und Republikanern im Kongress mehr Aufklärung.

Ufo-Forscher: „Sehr merkwürdige Flugbewegungen“ sind dokumentiert

Plötzlich schien sich alles zu bewahrheiten, was bei „Akte X“ noch Fiktion war. Das Thema kam aus der „Schmuddelecke“, mit der seriöse Wissenschaftler nichts zu tun haben wollten.

Der Durchbruch schien so nah – seitdem aber ist das öffentliche Interesse wieder deutlich abgeflacht. Das liege daran, dass Whistleblower David Grusch mit immer neuen spektakulären Enthüllungen sogar über abgestürzte nicht-menschliche Flugobjekte zunehmend unglaubwürdiger erscheint, meint Alien-Experte David Gerritzen. Zum anderen aber würden gewisse Kräfte im Kongress dafür sorgen, „dass die Offenlegung der Akten nur sehr eingeschränkt abläuft – sehr geheime Sachen bleiben weiter geheim“, bedauert er. „Falls es DIE Wahrheit über Ufos gibt, wird die nicht so schnell veröffentlicht.“

In seinem neuen Buch „Die kosmische Krise: Warum Außerirdische uns nicht retten werden“ (Verlag Mattes & Seitz Berlin, 24 Euro) ist Daniel Gerritzen auf rund 350 Seiten dem globalen Phänomen auf der Spur. Der Autor ist fasziniert von den UAPs, wie es eigentlich korrekterweise heißt – den unbekannten Luftphänomenen.

Daniel Gerritzen - "Die kosmische Krise"
Daniel Gerritzen, Autor des Buches „Die kosmische Krise“ Credit: Privat/Matthes&Seitz, Bildmontage: Redaktion

Gerritzen versucht dabei, einen wissenschaftlich-skeptischen Blick zu bewahren. Ob Außerirdische hinter einigen der ungelösten Ufo-Sichtungen stecken? Der Autor aus Hattingen spricht von Indizien.

„Man kann bisher nur sagen, dass diese Objekte sehr merkwürdige Flugbewegungen vollziehen. Starke Beschleunigungen aus dem Stand heraus, abruptes Stillstehen in der Luft, Flüge im 90-Grad-Winkel. Es gibt sogar Beobachtungen, dass Objekte aus der Atmosphäre ins Meer eindringen und später wieder herausfliegen.“

Nüchtern stellt er fest, dass das Technologie zu sein scheint, die der gegenwärtigen Menschheit nicht zur Verfügung steht – weder den USA, noch China oder Russland.

Nach Start von Akte X gab es neue Ufo-Welle: „Die Leute wollen was sehen“

Gleichzeitig aber ist Gerritzen klar, dass viele Beobachtungen schlicht und einfach Fehlinterpretationen sind. Boliden, sehr helle Meteoriten am Nachthimmel, sind ein Beispiel dafür. Aber auch ein seltenes meteorologisches Phänomen namens Sprite. Das sind Blitze, die aussehen wie Stichflammen und in einer Höhe von bis zu 100 Kilometern auftreten können. Oder Scheinwerfer von Flugzeugen – es gebe einfach „viel Raum für Missverständnisse“.

Dann gab es noch auffällige Ufo-Wellen kurz nach Veröffentlichungen von Serien wie Akte X (ab 1993) oder Spielfilmen wie „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ von Steven Spielberg (1977).

„Nachdem sie ins Fernsehen bzw. ins Kino kamen, sind die Ufo-Sichtungen nach oben geschnellt – da ist offensichtlich, dass es einen Zusammenhang zwischen Sichtungen und populär-kulturellen Erzeugnissen gibt. Man muss es so krass sagen: Die Leute wollen was sehen!“

Allerdings nimmt Gerritzen die verunsicherten Zeugen in Schutz. Die meisten würden nicht böswillig handeln, sondern seien einfach keine Hobby-Astronomen mit besonderen Kenntnissen. „Deswegen muss man die Sichtungen knallhart nach wissenschaftlichen Kriterien beurteilen, ansonsten ist das wertlos“, erklärt er.

Schon in der Antike wurden Scheiben am Himmel beschrieben

Am Himmel scheint es unterschiedliche Ufo-Modelle zu geben. Im Zweiten Weltkrieg berichteten Piloten von Foo Fightern, sonderbare Feuerkugeln, die neben den Kampfflugzeugen auftauchten. Es gibt allerdings auch zahlreiche Augenzeugenberichte von Objekten in Dreiecksform, neuerdings erscheinen oft Tic-Tac-förmige Ufos. Wie ist das zu erklären? Gerritzen geht davon aus, dass es auf den historisch-kulturellen und auch technologischen Kontext ankommt.

„In der Antike wurden schon Sichtungen von Scheiben am Himmel erwähnt. Man beschrieb ihr Aussehen als römische Rundschilde. Im Grunde sieht so ein Rundschild von der Seite betrachtet aus wie eine Scheibe mit Kuppel. Genauso wie die beobachteten fliegenden Untertassen aus den 1940er-Jahren. „

Man müsse klar sagen, dass sich die Beschreibung der Sichtungen mit der Technologie der Menschheit verändert haben, „genauso wie unsere Sichtweise auf die Welt“.

„Die Menschen in der Antike konnten das nur so beschreiben, wie es ihr zeitgenössischer Sprachgebrauch ermöglichte. Die kannten zum Beispiel den Begriff Raketen nicht.“

Zivile Airbus-Piloten machen auch Ufo-Beobachtungen: „Angst vor Repressalien ist groß“

Besonders spannend sind die Beobachtungen durch Piloten, also gut ausgebildeten Profis. Da gibt es zum einen Berichte von US-Kampfpiloten, die unerklärliche Dinge wahrgenommen haben. Gerritzen hat zudem mit dem niederländischen Airbus-Handelspiloten Christiaan van Heijst gesprochen, der über Sichtungen in der zivilen Luftfahrt auspackte.

„Er sagte mir, dass die Piloten andauernd merkwürdige Dinge am Himmel sehen würden. Doch sie würden sich nicht trauen, diese Vorfälle zu melden, weil sonst ihr Geisteszustand auf den Prüfstand gestellt werden und ihre Fluglizenz flöten gehen könnte. Die Angst vor Repressalien ist groß.“

Im Netz jedoch findet man Tausende anonyme Berichte von Piloten, gesammelt unter anderem von der Organisation Narcap. Auf YouTube wimmelt es darüber hinaus von Filmen und Fotos, die aus Flugzeugen entstanden und sonderbare Dinge zeigen. „Das kann aber immer alles Mögliche sein, vom Wetterballon bis zum Weltraumschrott“, gibt Gerritzen zu bedenken. Durch die Medien ging zuletzt ein Video, das eine Passagierin beim Landeanflug auf New York mit dem Smartphone gedreht hat. Plötzlich flog ein metallisches Objekt sehr nah und rasant am Flugzeug vorbei. Bis heute ist unbekannt, was das war.


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Doch kann man solchen Videos und Fotos überhaupt trauen – und wie wird die Ufo-Forschung durch KI-Fakes in Zukunft erschwert? Für jeden wird es immer einfacher, fotorealistische Aufnahmen künstlich zu erstellen. Gerritzen befürchtet, dass Zeugen unter Generalverdacht geraten werden, dass ihr Material nicht authentisch ist. Wenn aber in einer Großstadt Hunderte dieselbe Beobachtung machen, wie etwa 1997 bei den sogenannten Phoenix-Lichtern in den USA, „dann ist es für die Behörden kaum möglich, das unter den Teppich zu kehren“.