Der Ukraine-Krieg hat viel in Deutschland verändert: Es ist eine neue Debatte über Migrationspolitik und Bürgergeld entbrannt, Gas und Energie wurden teurer, Existenzängste größer. Was ist, wenn Putin bei der Ukraine nicht haltmacht?
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Die russische Politik im Falle von Krim und Georgien hat gezeigt, dass Putin keineswegs davor zurückschreckt, in westlicher gelegene Länder, die einst zur UdSSR gehörten, einzugreifen. Was bedeutet das für Deutschland?
„Kriegstüchtig werden!“ – Sportunterricht bald für den Ernstfall?
Im Oktober 2023 sagte der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD): „Wir müssen kriegstüchtig werden – wir müssen wehrhaft sein und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“ Dass sich die Bundeswehr aufstellt, da sind sich fast alle Parteien einig, das 2-Prozent-Ziel ist erreicht. Doch was könnte es bedeuten, die Gesellschaft wehrhaft zu machen? Und will man das überhaupt?
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Michael Krüger, Schriftsteller und emeritierter Professor, verfasste vor seinem Ruhestand im offiziellen Organ des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) einen Text über dieses Thema. Laut Krüger müsse die Verteidigung der freiheitlichen Gesellschaft auch von den Bürgern selbst ausgehen. Krüger, der 1943 geboren wurde, erläutert, dass der Sportunterricht auch als Teil der Erziehung zur „Kriegstüchtigkeit“ dienen könnte.
Michael Krüger sagte der „taz“ zu seinem Kommentar, dass er keinesfalls einen preußischen Drill im Sportunterricht habe erwirken wollen. Auch möchte er sich nicht in die „militärische Ecke“ stellen. „Es soll nicht wieder der Handgranatenweitwurf eingeführt werden. Der Schulsport bleibt trotz Kriegstüchtigkeit unhinterfragt eine zivile Angelegenheit.“ Der Handgranatenwurf wurde in der DDR von Neuntklässlern im Pflichtfach Wehrkunde geübt.
Putin erreicht die Klassenzimmer
„Mir geht es um eine Klarstellung des Selbstverständnisses des Fachs. Schulsport unterliegt einem staatlichen Erziehungs- und Bildungsauftrag. In einem freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaat beinhaltet dies auch die Verteidigung dieser demokratischen und freiheitlichen Werte und Grundsätze. Dazu gehört neben der Erziehung zur Demokratie die physische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler“, so Krüger. Seiner Meinung nach ist das beim Sportunterricht nicht mehr der Fall.
Martina Schmerr, Referentin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht das Thema ganz anders als Krüger. Schulen dürften nicht für sicherheitspolitische Zwecke gebraucht werden. „Die Schule ist vielmehr die Keimzelle für die Entwicklung friedliebender Gesellschaften“, so Schmerr.
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„Die Vorstellung, Schule sei auch dazu da, möglichst viele fitte Körper für den Verteidigungsfall zu produzieren, finde ich geradezu verstörend.“