Hertha BSC steht vor einer wegweisenden Saison. Denn der Verein will unbedingt wieder in die erste Liga aufsteigen – und muss gleichzeitig finanziell kürzer treten. Die Berliner erwirtschaften zurzeit nämlich jedes Jahr ein Millionen-Minus, auch wenn es zuletzt gelang, die Verbindlichkeiten zu reduzieren.
Um sportlich dennoch mithalten zu können, setzen die Verantwortlichen auf den sogenannten „Berliner Weg“. Auf dem Platz stehen eine ganze Menge Talente aus dem eigenen Nachwuchs – und wecken international das Interesse anderer Vereine. Klubs aus England sollen bereit sein, 25 Millionen Euro für Ibrahim Maza hinzublättern. Wenn ein Angebot eintreffen sollte, steht Hertha vor einer schwierigen Entscheidung: Soll man das Top-Talent halten – oder lieber schnell abgeben? Auch in der Redaktion gehen die Meinungen auseinander.
Hertha BSC muss Maza halten
Ibrahim Maza ist derzeit das vielleicht größte Talent aus der eigenen Jugend. Der feine Techniker sorgt auf der Zehnerposition und über die Außenbahn von Hertha BSC für einigen Wirbel. Gerade während Spielmacher Fabian Reese immer noch verletzt ausfällt, übernahm Maza diese Rolle am überzeugendsten.
Im Winter öffnet sich das Transferfenster wieder – und Maza steht bei vielen Klubs weit oben auf dem Wunschzettel. Es stehen 25 Millionen Euro im Raum – doch Hertha BSC sollte sich tunlichst an das eigene Konzept vom „Berliner Weg“ halten. Denn auch wenn das Top-Talent nicht langfristig zu halten wäre, sollte es im Kern darum gehen, mit Spielern wie Maza den sportlichen Erfolg zu garantieren.
Mazas Talent ist nicht nur Rendite-Objekt
Der „Berliner Weg“ hat eine sportliche und eine finanzielle Seite. Letztere liegt bei Maza allerdings nicht in einer potenziellen Ablösesumme, sondern in der Ersparnis gegenüber einem eingekauften Juwel. Wenn man so will, leistet Maza seinen Beitrag zum Konzept von Hertha BSC also gleichzeitig finanziell und sportlich, solange er für den Klub auf dem Rasen steht. Ihn zu verkaufen, würde sein Talent zum bloßen Rendite-Objekt machen.
Maza hat bei Hertha BSC zudem noch einen Vertrag bis 2027. Es ist also nicht die letzte Chance, das Talent des Kickers zu Geld zu machen. Die Gelegenheit, den Klub mit seiner Technik sportlich nach vorne zu bringen, wäre mit einem Verkauf allerdings verspielt.
Henning Schneider
Hertha sollte die Millionen nehmen
Romantisch wäre diese Vorstellung ja schon: In zehn Jahren stemmt Kapitän Ibrahim Maza die Meisterschale im Trikot von Hertha BSC in den Berliner Frühlingshimmel – oder feiert zumindest ausgelassen den Einzug in die Europa League. Romantisch, aber eben nicht realistisch.
Ibrahim Maza wird, da lege ich mich fest, spätestens ab Sommer 2026 nicht mehr für Hertha BSC auflaufen. Zu gut ist der wendige Spielmacher mit dem tiefen Körperschwerpunkt schon jetzt, sein Potenzial zu weit von Zweitligafußball entfernt. Neben der algerischen Nationalmannschaft ist das eben auch mehreren Klubs aus England aufgefallen. Glaubt man den Berichten, wären einige bereit, 25 dringend benötigte Millionen nach Berlin zu überweisen.
Maza kann der Auftakt einer Entwicklung sein
Und die sollte Hertha dringend annehmen. Denn der Klub braucht dieses Geld. Zunächst gilt es, einen Schuldenberg abzutragen. Später dann ein gewisses Vermögen aufzubauen, um dann – in der Zukunft – eigene Talente nicht mehr verkaufen zu müssen, sobald auf der Insel jemand mit dem großen Geld winkt. Doch dieser Weg ist lang und er wird mit dem Abschied einiger Talente verbunden sein. Der Abschied von Ibrahim Maza kann der Auftakt dieser Entwicklung sein.
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Sollte es tatsächlich ein Angebot über 25 Millionen Euro geben, sollte Hertha einschlagen. Denn mit abnehmender Vertragsdauer dürften die Angebote eher sinken. Zudem gäbe es in jedem Transferfenster viel Rummel um den jungen Spieler. Die sportliche Lücke, die Maza hinterlassen würde, wäre freilich schon jetzt riesig. Wenn es Hertha gelingt, diese mit einem weiteren Talent aus der Akademie zu füllen, dürfte der „Berliner Weg“ in die richtige Richtung führen.
Domescu Möller